Liebe Kerstin,
heute und gestern war ein wunderschöner Spätwintertag mit blitzblauem Himmel und strahlendem Sonnenschein, nicht nur hier in Wien, sondern auch in deiner Heimat Salzburg und am Großglockner. Kalt, aber sonnig und nur schwach windig. Was wäre, wenn du nicht vor zwei Monaten, sondern heute gestartet wärst? Jedes "hätte", "wäre" ist müßig, das Geschehene nicht veränderbar, nur annehmbar.
Wie traurig, wenn die Hinterbliebenen die schönen Seiten und Dinge des Lebens nicht mehr sehen und annehmen können, im Schmerz verharren und in der Trauer versteinern, das Gefühl der Freude als Affront und Verrat gegenüber den Menschen betrachten, die diese Freude nicht mehr mit ihnen teilen können.
Es betrübt mich, dass Kerstin den sich zart ankündigenden Frühling nicht mehr erleben kann, nicht die wärmenden Sonnenstrahlen, nicht die bunten Frühlingsblumen, die schon auf den Wiesen sprießen. Sie hätte sich aber sicher darüber gefreut, dass die Menschen, die sie zurücklassen musste, ihr Leben weiterleben und die Sonne in ihr Herz lassen. In diesem Sinne wünsche ich allen, denen Kerstin wertvoll war, dass mit der Sonne im Herzen auch die Freude in ihr Leben zurückkehren möge.