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Doris Wollnergestorben am 25. Dezember 2021

Beitrag

Igls, am 5. Jänner 2022

Liebe Doris (und liebe Trauerfamilie),

auch wenn ich heute bei deiner Verabschiedung in Salzburg körperlich nicht dabei sein kann – innerlich bin ich voll und ganz da. Vor allem auch jetzt in dieser ruhigen Stunde, wo ich dir Doris schreibe. Wo immer du jetzt bist, du wirst mich hören, spüren, sehen, wenn ich an dich denke – und umgekehrt. Vor allem im Kontext unserer gemeinsamen Leidenschaft, dem Segeln. Und dem Leitspruch auf der Parte folgend, möchte ich jetzt von unzähligen gemeinsamen Segeltagen mit dir erzählen, sie mir ins Gedächtnis rufen und innerlich lebendig halten. Ein paar Blitzlichter dazu schreibe ich hier, der großen „Rest“ aus vielen, vielen Jahren Segelsaison bleibt in meinem Herzen geborgen.

Du bist und bleibst DIE immerwährende Stamm-Crew auf meinem/unserem Drachen.
Du wirst daher weiterhin immer mit dabei sein, wenn ich am geliebten Froschkönig segle.
Du – die du meine langjährigste, beste, verlässlichste, sicherste, umsichtigste und entspannteste Vorschoterin beim Regattasegeln warst - über 10 Jahre im Damenteam meine tragende Säule im Mittschiff gemeinsam mit Beatrice und dann noch 3 Jahre mit Rosi. Viele schöne Tage und gute Erfolge konnten wir gemeinsam feiern und vor allem hatten wir Frauen viel Spaß an Bord. Auch mit dem Reiz, als europaweit einzige Damencrew in dieser Männerdomäne mitzumischen, uns nach und nach Anerkennung zu ersegeln - entgegen teilweise anfänglicher Geringschätzung im Feld.

Immer, wenn seither jemand anders an Bord eine Leine zieht, sehe ich deine sicheren Handgriffe, deine Umsicht, deine Erfahrung und kann gar nicht anders als zu denken „Doris macht/e das so.“ und ich versuche, es den anderen, die ich anlerne, so zu vermitteln oder es selber so zu machen, wenn ich vorschote….Du hast mir durch deine Präsenz an Bord immer die nötige Sicherheit gegeben, dass ich mich als Steuerfrau auf meinen Job konzentrieren konnte, weil du genau weißt, was du tust.

Ganz besonders denke ich an unsere freudig(st)en und abenteuerlich(st)en Sternstunden:
• Eine davon am Mattsee – als wir drei Frauen mit unseren grünen Team-T-Shirts den polierten gelb-grün-cremefarbigen Froschkönig mitten in die gelb-grün-weißen Seerosen gekrant haben, so schön erschien er uns – gemeinsam mit uns - noch nie!
• Als wir dann auf diesem See gegen Top-Drachensegler wie Dietmar Gfreiner und Großmeister Ernst Seidl und Team kämpften und bei 4 BF Westwind (mit nagelneuen Segeln) und unzähligen Wenden und Halsen sogar eine Wettfahrt gewannen und insgesamt sehr gut abschnitten. Wie wir gejubelt haben beim Zielschuss und erst danach die beachtliche Leistung begriffen haben, als wir vom beeindruckten Team Seidl auf Champagner eingeladen wurden.
• Eine davon am Attersee vor Schloss Kammer – als wir beim Entenpokal bei einer stabilen 1-2 BF Leichtwindwettfahrt auf der Zielkreuz in der Mitte zwischen Helmut Winkler und Christian Spießberger einfach so hindurchsegelten, wie von Zauberhand gezogen, still, dem leisen Schnurren des laufenden Froschis vertrauend, lächelnd und uns höflich entschuldigend für dieses natürlich „atemlos spannende wie dreiste“ Überholmanöver. Natürlich auch mit Gewichtsvorteil – und vor allem Geduld und unendlich viel Fingerspitzengefühl, ich mit 2 Fingern am Steuer, du mit deinen Händen an Fockfall, Puller, Fockschot, Barberholer, Beatrice als Späherin alles im Blick, windschlüpfrig geduckt mit dem Gewicht maximal weit vorne. Und in Summe nach 4 WF mit dem dritten Gesamtplatz eine kleine Sensation einfuhren.
• Eine davon weit im Süden des Attersees, beim Grand Prix - durch schlaues, hochkonzentriertes Uferschleichen mit in der Spitzengruppe. Ein unvergesslicher Moment, als sich unser Spifall am Mast oben verklemmt hatte und Beatrice flugs mit der Beißzange in den Zähnen freihändig auf den Mast kletterte, während du mit mir herunten alles im Griff hattest. Wie wir dankbar gefeiert haben nachher, dass dieses mutige Experiment gut ausgegangen ist, das Blondl zwar vom Wettfahrtleitungsboot baff (wie er sagte) beobachtet, und leider nicht fotografierte, weil alles so unfassbar schnell ging.
• Und eine davon – ganz am Anfang unserer gemeinsamen „Karriere“ als Damenteam - auf dem ausgeliehenen, teilweise morschen, unterbords mit Baumpilzen bewachsenen Holzdrachen Nessie von Jörg Oberkofler, als wir bei einer 0-5-6 BF Süd-West Partie am Vorwind unterschnitten hatten, knöcheltief mit Wasser gefüllt, schwer manövrierfähig und uns bei der nächsten Bö der ganze Traveller, der Niederholer und ein Backstag rausgefetzt hat. Und du mich psychisch gecoacht hast, während wir auf dem anderen Bug Halbwind Richtung Ufer abwetterten, währenddessen ihr mit Kübeln gegen das Wasser angekämpft habt. Auch das ist gut ausgegangen und dein Anteil daran war groß.
• Und schließlich oft und oft, nach einer gelungenen Wettfahrt, der Wunsch der Crew nach einem Stamperl Sherry – den ich so gar nicht mag und keinen dabeihatte. Du liebe Doris hast mich schließlich überzeugt, dass zumindest ein Drink nach Zieldurchgang zum Segeln dazugehört. Ja und schließlich einigten wir uns auf Portwein, den meistens du gespendet und in die Bilge des Froschkönigs eingelagert hast. Und dieser Umtrunk hat dann auch mir immer Spaß gemacht.
• Viele wunderbare gemeinsame Stunden verbinden uns - auch beim Sonnen am Steg, beim Schwimmen, beim Cafétrinken, Bootputzen/-basteln und Plaudern an Flautentagen, beim Frühstücken, Essen bis hin zu gemeinsamen Barbesuchen mit Tanzbeinschwingen (obwohl letzteres eindeutig mehr meins war, du aber immer begeistert warst von deiner tanzlustigen Steuerfrau). Sogar zu meinem 50er fest seid ihr nach Innsbruck gekommen und habt mir eine unsägliche „neue Wäsche“ von Beate Uhse geschenkt, kreativ passend zum Hauptgeschenk meines Mannes „der neuen Wäsche“ vonn Elvström für den Froschkönig. So etwas kann nur eine nahe Freundin tun, die versteht, wie humorvoll das bei mir ankommt. Selten war ich von einem Geschenk so entsetzt und belustigt zu gleich. Aus vollem Herzen gelacht und lache ich noch, wenn ich an dieses schwarze Nichts aus Leder denke….

Ich danke dir von Herzen für diese gemeinsame Zeit – unvergesslich, für immer im Herzen geborgen.

Im Sommer 2022 möchte ich mit meinen anderen Crew-Frauen, mit Beatrice und Rosi, die mit dir und mir so oft gemeinsam gesegelt sind, eine Erinnerungsrundfahrt am Froschkönig machen in dankbaren und liebevollen Gedenken an dich… und dabei natürlich zusammen mit Portwein anstoßen auf dich. Du bist herzlich eingeladen zu dieser Ausfahrt – als Stargast – als seglerischer Lichtstern am Himmel und unendlichen Glitzern des Sees.

In Verbundenheit, deine Karin