Lieber Ulf,
du warst über viele Jahrzehnte ein fester, verlässlicher und liebenswerter Bestandteil meines Lebens und auch jenes von Philipp. Später durfte auch Michaela Teil dieses Kreises werden, und es war wunderschön zu sehen, wie herzlich und offen du auch sie aufgenommen hast. Du hattest die wunderbare Gabe, Menschen nicht nur willkommen zu heißen, sondern ihnen das Gefühl zu geben, wirklich gesehen und geschätzt zu werden.
Unsere gemeinsamen Erinnerungen reichen weit zurück. Es sind unzählige Momente, die mich begleiten und mir oft ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Es waren Erlebnisse voller Lachen, gemeinsamer Projekte, tiefer Gespräche, musikalischer Augenblicke, geselliger Stunden und manchmal auch stiller Verbundenheit.
Ganz besonders dankbar bin ich dir für deine Unterstützung während meiner Abendmatura. Du hast mich in dieser herausfordernden Zeit nicht nur motiviert, sondern auch mit echtem Einsatz begleitet. Du hast mitgedacht, mitgefühlt – und ganz pragmatisch mitgeholfen, wo du konntest. Dein Vertrauen in mich hat mir oft Kraft gegeben, wenn es mir selbst daran gefehlt hat. Ohne dich hätte ich diesen Weg vermutlich nicht so gut oder vielleicht gar nicht gehen können.
Musik war für dich nicht nur ein Hobby. Sie war Teil deiner Persönlichkeit. Du hast mit deiner Gitarre so viele besondere Momente bereichert. Ich erinnere mich gut an Philipps Taufe, als du mit einem Lied für eine ganz besondere Atmosphäre gesorgt hast. Oder an Weihnachten, wenn du „Rudolf“ angestimmt hast, immer mit Augenzwinkern und Herzenswärme. Später hast du mir selbst das Gitarre spielen beigebracht – wie man es von dir gewohnt war: geduldig, humorvoll, nie belehrend. Der Moment, als wir drei gemeinsam den „Andachtsjodler“ gespielt haben, gehört für mich zu den schönsten musikalischen Erinnerungen.
Und dann waren da deine Kürbisse – ein Kapitel für sich. Du warst ein wahrer Meister im Züchten dieser prachtvollen Pflanzen, und ich werde nie den Tag vergessen, an dem du voller Stolz deinen „American Giant“ präsentiert hast. Die schiere Größe und das Gewicht waren beeindruckend – aber noch beeindruckender waren deine Begeisterung und dein Stolz darüber. Es war ein Sinnbild für deine Liebe zur Natur und zur geduldigen, liebevollen Arbeit.
Dein Wissen über die Welt, über Pflanzen, über Geschichte, Kunst, das Leben war enorm. Doch was dich besonders ausgezeichnet hat, war die Freude, mit der du es geteilt hast. Du warst nie belehrend, sondern neugierig, offen, inspirierend. Du konntest stundenlang erzählen und zuhören. Und wie oft hast du uns mit kulinarischen Überraschungen verwöhnt, mit kleinen Kostbarkeiten, die nicht nur den Gaumen, sondern auch die Seele berührt haben.
Ich könnte noch lange weiterschreiben. So viele Geschichten, kleine wie große, drängen sich in mein Gedächtnis. Du hast mein Leben, unser Leben, auf vielfältige Weise bereichert. Du hast Spuren hinterlassen, bleibende, tiefe Spuren. Und dafür danke ich dir von ganzem Herzen.
Es war ein Geschenk, dich gekannt zu haben.
